Simulator
Lernen, Üben, Untersuchen – die Liste der möglichen Anwendungen moderner Simulationstechnik ist lang und beschränkt sich nicht nur auf die allseits bekannten Flugsimulatoren, sondern umfasst seit etlichen Jahren auch die Branche der Binnenschifffahrt.
Mit dem Simulator SANDRA (Simulator for Advanced Navigation Duisburg – Research and Application) steht ein aktueller Simulator zur Verfügung, der vom DST ständig auf dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik gehalten wird. Die Modellierung des Bewegungsverhaltens umfasst alle relevanten Einflüsse wie z. B. Flachwasser- und Wandeffekte, Interaktion zwischen Schiffen sowie Wind und Strömung.
Durch die Unterteilung in verschiedene Arbeitsbereiche können mit SANDRA sehr unterschiedliche Aufgaben durchgeführt werden:
- Erstausbildung zu grundlegenden nautischen Themen wie Lichterführung, Sprechfunk, Radar etc.
- Fortbildung als Prüfungsvorbereitung und -abnahme oder spezielle Trainingsmaßnahmen zur Weiter- und Höherqualifikation
- Besondere Projekte wie Befahrungsstudien bei geplanten Infrastrukturmaßnahmen, Risikobewertungen oder Havarieuntersuchungen
Durch die hohe Qualität von Hard- und Software sowie durch die Expertise des qualifizierten Personals ist sichergestellt, dass alle Tätigkeiten mit dem Simulator auf höchstem technischen und nautischen Niveau durchgeführt werden.
Um den unterschiedlichen Herausforderungen nachzukommen, werden vom DST nach Bedarf elektronische Karten, 3D-Visualisierungen oder Schiffstypen erstellt oder modifiziert.
Anwendungsgebiete
Bei den am Simulator durchgeführten Fahrten können verschiedene Größen variiert werden, insbesondere
- der Schiffstyp einschließlich zugehöriger Komponenten (Propulsions- und Steuerorgane)
- das Fahrtgebiet (Wasserstraßen, Häfen, Brücken, Schleusen)
- die Verkehrssituation
- die Umweltbedingungen (Tageszeit, Strömung, Wetter, Wassertiefe)
Hieraus resultieren zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten, die im Folgenden anhand einiger ausgewählter Beispiele verdeutlicht werden sollen.
Schulung (SBKR)
Im Rahmen der berufsschulischen Ausbildung werden an der Anlage nautische Grundkenntnisse unter realitätsnahen Bedingungen vermittelt. Hierzu zählen die Bedienung nautischer Hilfsmittel wie UKW-Sprechfunkanlage, Radargerät und ECDIS (Electronic Chart Display and Information System). Da vielfach die Schiffsjungen (Auszubildende im Beruf Binnenschiffer) an Bord keine Fahrkenntnisse erwerben können, werden sie hier mit dem grundlegenden Bewegungsverhalten eines Binnenschiffs vertraut gemacht. Zum Ende der Ausbildung wird die Hardware des Simulators auch für die Abschlussprüfung eingesetzt.
Weiterbildung (BDB)
Die Fortbildungsangebote liegen in der Hand erfahrener Instruktoren. Neben Standardkursen, etwa zur Vorbereitung auf Patentprüfungen, ist die Vereinbarung individueller Trainingsinhalte möglich. Solche Spezialkurse können zum Beispiel dazu dienen, das Verhalten in kritischen Situationen zu trainieren oder die Schiffsführer mit neuen Schiffen beziehungsweise Schiffskomponenten vertraut zu machen. Mit den Schulungen lassen sich aber auch andere Ziele verfolgen, zum Beispiel das Trainieren einer wirtschaftlichen Fahrweise. Alle Schulungsmaßnahmen profitieren von der hohen Ereignisdichte, die ein effektives und risikofreies Lernen ermöglicht. Unterstützt wird der Lernerfolg durch die Aufzeichnung und anschließende Diskussion der Übungen.
Nautische Projekte (DST)
Da Schiffe und Fahrtgebiete nach Bedarf modelliert werden können, besteht die Möglichkeit, bereits im Entwurfs- beziehungsweise Planungsstadium am Simulator die Befahrbarkeit von Flüssen, Kanälen, Häfen oder auch Kanalbrücken zu erproben. Hier kann zum Beispiel vor Beginn der Baumaßnahmen geprüft werden, inwieweit die vorgesehenen Wasserflächen im normalen Schiffsbetrieb einen sicheren Verkehr mit den erwarteten Schiffsgrößen zulassen.
Für eine Reihe von Aufgabenstellungen sind systematische Variationen bestimmter Einflussgrößen wie Schiffslänge oder Strömungsgeschwindigkeit erforderlich. Dies gilt beispielsweise für die Ermittlung von Grenzwerten hinsichtlich der sicheren Beherrschbarkeit eines Schiffs, aber auch Untersuchungen zur Erfassung der Belastbarkeit und der Ermüdung bei unterschiedlichen Verkehrs- und Umweltsituationen sind hier zu nennen. Auch für derartige Aufgaben eröffnet der Simulator neue Perspektiven in der Bearbeitung.
Systemarchitektur
Der Flachwasserfahrsimulator SANDRA wurde speziell für die Schulung und Weiterbildung von Binnenschiffern und für die Bearbeitung flachwasserbezogener Projekte entwickelt. Die Anlage, die in den Räumen des Schiffer-Berufskollegs RHEIN installiert ist, umfasst fünf Fahrstände, die einzeln, aber auch interaktiv genutzt werden können. Alle Fahrstände sind so konfiguriert, dass eine Fahrt nach Sicht und/oder Radar möglich ist und nautische Aktivitäten wie Signal- und Lichterführung sowie Funkverkehr ausgeführt werden können.
Das Herzstück der Anlage bildet eine voll ausgerüstete Binnenschiffsbrücke. Das hochauflösende Sichtsystem mit Projektoren und 210° Sichtwinkel in Fahrtrichtung wird ergänzt durch zwei Bildschirme für die rückwärtige Sicht. Die modulare Fahrkonsole kann sowohl für den Binnenschiffs- als auch für den Seeschiffsbetrieb verwendet werden.
Hinzu kommen vier weitere Fahrkabinen, die zwar einfacher, mit Bildschirmen nur für die Voraussicht, aber doch mit allen für die Fahrt erforderlichen Bedienelementen und Instrumenten ausgestattet sind.
Die Anlage wird ergänzt durch einen Einzelfahrstand im DST, der vornehmlich für Entwicklungsarbeiten, aber auch für kleinere Projekte und Untersuchungen genutzt wird.
Fahrtgebiete und Schiffstypen
Der Simulator verfügt über einen großen Bestand an Schiffstypen, der fast alle auf dem Rhein, seinen Nebenflüssen und Kanälen fahrenden Schiffstypen abdeckt. Je nach den individuellen Anforderungen des Kunden wird dieser Datenbestand ergänzt.
Eine Auswahl der vorhandenen Schiffstypen sehen Sie hier: